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1898 wurde die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk AG (RWE) durch die Elektrizitäts-AG vormals W. Lahmeyer & Co und die Deutsche Gesellschaft für elektrische Unternehmungen gegründet, um die Stadt Essen mit Elektrizität zu versorgen.
1902 erwarben August Thyssen und Hugo Stinnes mittels eines von ihnen geführten Konsortiums unter Beteiligung der Deutschen Bank, der Dresdner Bank und der Disconto-Gesellschaft die Mehrheit an der RWE. Das erste Elektrizitätswerk wurde auf dem Gelände der Stinnes-Zeche Victoria Mathias errichtet. Im Anschluss expandierte die Gesellschaft rasch durch Abschluss weiterer Versorgungsverträge mit Gemeinden im Ruhrgebiet und im Rheinland.
Zur Finanzierung des Wachstums sowie zur Erlangung von Konzessionen und Genehmigungen organisierte Stinnes die RWE als gemischtwirtschaftliches Unternehmen mit privaten und kommunalen bzw. staatlichen Anteilseignern. Er versuchte Stromlieferungsrechte vor allem durch den Erwerb von elektrischen Straßen- und Kleinbahnbetrieben zu erlangen. Die so erworbenen Verkehrsbetriebe fasste man in der RWE-Bahnabteilung zusammen. Die weitere Entwicklung führte 1936 zur Gründung der Tochtergesellschaft Rheinisch-Westfälische Straßen- und Kleinbahnen GmbH in Essen, die bis 1966 auf diesem Gebiet tätig war. Durch eine aggressive Akquisitionspolitik und zahlreiche Gründungen von Elektrizitätswerken und Versorgungsunternehmen expandierte RWE unter ihren Vorständen Alfred Thiel (Vorstand 1902–1930) und Bernhard Goldenberg (Vorstand 1904–1917) schnell zu einem der größten deutschen Energieunternehmen. Nach dem Tod Goldenbergs wurde Arthur Koepchen Vorstand des Unternehmens. 1922 erwarb das Unternehmen die Mehrheitsbeteiligung an der BIAG Zukunft.
Seit den 1950er Jahren war RWE maßgeblich an der Entwicklung der Kernenergie in Deutschland beteiligt, die staatlich gefördert wurde. Für diese Entwicklung steht vor allem der Vorstand Heinrich Mandel.
1962 beschäftigte das Unternehmen 15.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden DM. 1972 waren 56.600 Mitarbeiter bei RWE beschäftigt und erzielten einen Jahresumsatz von 6,8 Milliarden DM.
2000 fusionierte RWE mit seinem Konkurrenten Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen (VEW). Gleichzeitig wurden die Vorzugsrechte kommunaler Anteilseigner erworben. In den darauffolgenden Jahren hat sich RWE von einem Energie- und Wasserversorgungsunternehmen zu einem europäischen Konzern entwickelt. Im Zuge dessen reduzierte RWE langjährige Finanzbeteiligungen an Unternehmen wie Hochtief und Heidelberger Druckmaschinen.
Im Rahmen der Konzentration auf Kernkompetenzen kündigte RWE im November 2005 an, das Wassergeschäft von RWE Thames Water in Großbritannien und von American Water in Nordamerika zu veräußern. Das Unternehmen fokussiert sich zukünftig ausschließlich auf das Energiegeschäft (Strom und Gas) in Deutschland, Großbritannien, Benelux sowie Mittel- und Osteuropa. Mit dem Verkauf der RWE Umwelt im September 2004 an Remondis ist der Ausstieg aus dem Entsorgungs-Geschäft abgeschlossen worden und mit dem Verkauf von Thames Water im Dezember 2006 der Ausstieg aus dem Wasser-Geschäft eingeleitet. Der Börsengang von American Water war ursprünglich für das Jahr 2007 angekündigt, ist aber aufgrund der gespannten Börsensituation erst im April 2008 erfolgt. Die Fokussierung auf die beiden Energieträger Strom und Gas wurde auch durch die Gründung des Bereichs Midstream verdeutlicht, der die Gas-Aktivitäten des Konzerns koordiniert (zum Beispiel Gaseinkauf, Gastransport, Gasspeicherung). Zum 1. Oktober 2007 trennten sich die RWE und Harry Roels. Neuer Vorstandsvorsitzender wurde Jürgen Großmann.
Im April 2007 leitete die EU-Kommission ein Missbrauchsverfahren gegen RWE ein unter dem Verdacht, sie habe über die RWE Transportnetz Gas GmbH Konkurrenten den Zugang zum Erdgasmarkt erschwert. Die EU-Kommissarin für Wettbewerb Neelie Kroes kam zu der Beurteilung, dass RWE auf den Gastransportmärkten in Nordrhein-Westfalen den Markt beherrsche. Nach Androhung eines Bußgeldes in dreistelliger Millionenhöhe bot die RWE im Mai 2008 an, sein Gas-Übertragungsnetz in Deutschland innerhalb von zwei Jahren an einen unabhängigen Dritten zu verkaufen. Nach langer Prüfung gab die EU-Wettbewerbsbehörde Mitte März 2009 bekannt, dass das Verfahren bei einem Verkauf des Gasübertragungsrechtes eingestellt werde. RWE Transportnetz Gas GmbH betreibt ein Ferngasnetz von etwa 4.200 Kilometern Länge mit einem Wert von rund einer Milliarde Euro.
Mitte 2008 hatte ein Bieterkonsortium von 36 kommunalen Versorgungsunternehmen, darunter unter anderem die Gelsenwasser AG, die Stadtwerke Bochum sowie Stadtwerke aus Bielefeld, Detmold, Münster und weitere, unter Führung der niederländischen Gasunie NV Interesse am RWE-Fernleitungsnetz bekundet.
Im September 2008 gab das Unternehmen bekannt, dass die Unternehmenstochter RWE npower an Quiet Revolution Ltd, einem britischen Hersteller für Windturbinen, eine Minderheitsbeteiligung erwirbt.
Im Januar 2009 wurden der Übernahmeplan des niederländischen Energieversorgers Essent bekannt. Die Europäische Kommission genehmigte diesen Plan im Juni 2009 unter der Bedingung, dass die Beteiligung von Essent an der swb AG (swb) veräußert wird. Die Übernahme von Essent verzögert sich nach Presseberichten, weil Essent zusammen mit dem niederländischen Versorger Delta Miteigentümer des Kernkraftwerks Borssele ist, in dessen Statuten festgelegt ist, dass die Kontrolle über die Anlage in öffentlicher Hand verbleiben muss. Essent beabsichtigte, seinen wirtschaftlichen Anteil am Kernkraftwerk an RWE zu übertragen, die Kontrolle über das Kernkraftwerk aber in den Händen der öffentlichen Aktionäre zu belassen. Gegen diese Konstruktion ging der Miteigentümer Delta vor Gericht und erlangte am 10. Juni 2009 erfolgreich einen vorläufigen Stopp (einstweilige Verfügung) gegen den Vollzug der Anteilsübertragung. Die Transaktion wurde im September 2009 abgeschlossen.[10] RWE erwarb 100 % der Energy Resources Holding B. V. (ERH), die wiederum zu 30 % an der Kraftwerksgesellschaft in Borssele beteiligt ist. In diesem Zusammenhang hat RWE insgesamt 754 Millionen Euro gezahlt, wobei die reinen Anschaffungskosten für die Anteile an der ERH sich auf 429 Millionen Euro beliefen.
Im Dezember 2010 wurde ein Vertrag zum Verkauf der Thyssengas, die zu 100 % RWE gehörte, abgeschlossen. Der Verkauf wurde im Februar 2011 vollzogen nach Genehmigung durch die Kartellbehörden.
Quelle: Dr. Busso Peus Nachf.